Blitzeiche

Blitzeiche auf dem Neefer Schopp

Auf dem Neefer Berg Schopp steht eine stattliche Eiche, die im Volksmund Blitzeiche genannt wird. Sie steht inmitten eines Eichenbestandes, dessen Alter von der Forstverwaltung mit 207 Jahren angegeben wird. Das Alter der Blitzeiche wird aber auf mindestens 300 Jahre geschätzt. Förster Dr. Markus Rink nimmt weiter, dass sie aus einem Vorbestand belassen wurde und aus Zeiten stammt, bevor Fortwirtschaft im heutigen Sinne betrieben wurde. Daraus kann man vermuten, dass man bei einer seinerzeitigen Abholzung eine besonders gut gewachsene Eiche stehen gelassen hat, um unter dieser im Schatten zu rasten, sich bei Regengüssen unterstellen zu können, oder auch um ein Zugtier festzubinden.

Eichen werden bevorzugt vom Blitz getroffen. In der Literatur werden dafür unterschiedliche Ursachen genannt. Als Gründe werden die Pfahlwurzel, die Ableitfähigkeit und die Tatsache, dass Eichen oft frei und exponiert stehen, aufgeführt. Auf den Spruch "Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen" sollte man sich aber in keinem Fall verlassen, denn Bäume sind generell gute Blitzfänger. Dass die Blitzeiche auf dem Neefer Schopp in einer Mulde mit Wasserzug steht, könnte sich für Blitzeinschläge zusätzlich begünstigend auswirken.

In der Tat sieht man es dem Baum an, dass er schon mehrmals vom Blitz getroffen wurde und somit die volkstümliche Bezeichnung Blitzeiche zu Recht trägt.

Auf dem tellerflachen Plateau des Berges wurde seit je her Ackerbau betrieben. Nahte ein Gewitter, wurden die Felder umgehend verlassen, da man Blitzeinschläge befürchtete. Der Schopp sei sehr eisenhaltig, was Einschläge geradezu provoziere – so sahen es unsere Altvorderen und so lehrte es auch noch der Lehrer in der Volksschule. Aber auch noch in neuerer Zeit konnte immer wieder festgestellt werden, dass Blitze bevorzugt in Überlandleitungen auf dem Schopp einschlugen und Stromverbindungen außer Funktion setzten.

Der Flurname Schopp deutet darauf hin, dass dort einmal ein bemerkenswerter Schuppen stand, in den man nicht nur Geräte unterstellte, sondern der auch bei Gewittern Unterschlupf bot. Sicherlich suchten in diesem auch Lohschäler Schutz. Wird doch der Berg auf einer Flurkarte aus dem Jahr 1832 als Leh-Kopf (Lohe-Kopf) bezeichnet.

Nun wird aber auch die Flur auf dem Neefer Berg auf einer alten Landkarte auch Reiterswald bezeichnet. Die Blitzeiche ist das einzige noch lebende Relikt der letzten 300 Jahre. Könnte sie erzählen, hätte sie sicherlich vieles zu berichten. Haben vielleicht Reiter auf einer kurfürstlichen Jagd an der Blitzeiche ihre Pferde getränkt? Oder waren es vielleicht Napoleons Reit-Truppen, die an der Eiche rasteten? In den Wälder von Neef hüteten Hirten Schweine unter Eichenbäumen – boten doch die Früchte des Baumes allerbestes Mastfutter. Vogelfänger stellten ihre Herde (Netze) auf. Köhler brannten Holzkohle. Förster Kaufmann fing junge Wölfe und richtete sie zu begehrten Jagdhunden ab. Wolfs- und Ziegenplagen mussten bekämpft werden. Banden und Wegelagerer versteckten sich in Gebüschen und baldowerten ihr Pläne. Das alles geschah in den Wäldern von Neef und zu Lebzeiten der Blitzeiche auf dem Neefer Schopp. Schade, dass sie nicht erzählen kann!

Das Naturdenkmal wird nunmehr in besondere Obhut genommen und gepflegt. Die Eiche soll schließlich auch noch den Generationen nach uns als Naturdenkmal erhalten bleiben.  Schließlich können Eichen 1000 Jahre und noch älter werden.

Es ist vorgesehen, dass in ihrem Schatten eine Bank aufgestellt wird, auf der man rasten kann und sich vielleicht auch träumerisch in die Vergangenheit versetzt. An so manches mag man sich noch erinnern, dass z. B. in der Nähe 1944 ein Flugzeug abstürzte und ein englischer Pilot um Leben kam, dass man selbst dabei war, als man als Kind hier auf den Feldern die sogenannten „Schweinekartoffel" aufraffte, dass man am Abend, wenn vom Tale aus die Betglocke läutete, im Kreise zusammen stand und das Ave Maria betete – alles das war einmal. Und was wird die Zukunft bringen? Wird die Umwelt eine Klima-Katastrophe abwenden können und die Eiche noch 1000 Jahre und noch mehr...

Die Blitzeiche wird uns noch 1000 Jahre und mehr überleben, wenn es ihr die Umwelt zulässt. Blitzeinschläge werden ihr sicherlich weniger zu schaffen machen.

Autor:F. J. Blümling, Literaturnachweise: Rheinische Flurnamen, Heinrich Dittmar